Ratgeber: Alles Wissenswerte Rund Um Die Darmsanierung Mit Probiotika

Und was ist der Unterschied zu Präbiotika?

Darmsanierung mit Probiotika
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Dieser Artikel wurde von dem Gesundheitsexperten Georg Siebers zuletzt am 16. Juni 2021 überprüft und aktualisiert.

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Bereits seit mehreren Jahren wird von der Lebensmittelindustrie mit der Aussage für probiotische Produkte geworben, diese seien der Gesundheit förderlich. Wissenschaftlich belegt ist die gesundheitsfördernde Wirkung allerdings vorrangig in Bezug auf Darmerkrankungen, neuere Studien zeigen zudem, dass sich Probiotika positiv auf die Gesundheit der Vaginalflora auswirken. Im folgenden Blogbeitrag wird einerseits erklärt, was Probiotika eigentlich sind, worin der Unterschied zu Präbiotika besteht und welche Wirkungen durch die orale Einnahme von Probiotika bzw. probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln tatsächlich erzielt werden können.

Was sind Probiotika?

Bei Probiotika handelt es sich um Bakterien und Bazillen, also um Mikroorganismen, die sowohl Nahrungsmitteln zugesetzt werden können, als auch in Form von Nahrungsergänzungsmitteln, d. h., in Form von Pulver, Kapseln oder Tabletten, daherkommen. Ganz gleich, in welcher Form die probiotischen Mikroorganismen auch eingenommen werden, es wird das Ziel verfolgt, die Gesundheit der Darmflora zu stärken bzw. wiederherzustellen, woraus weitere positive gesundheitliche Aspekte resultieren können. Haben die Mikroorganismen den Magen passiert und sind im Darm angekommen, siedeln sie sich dort im besten Fall an und vermehren sich, so dass eine gesunde Darmflora entsteht. Sowohl in den meisten Lebensmitteln als auch probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln finden sich Laktobazillen, also Milchsäurebakterien, und Bifidobakterien. Beide Mikroorganismen finden sich von Natur aus in der Darmflora des Menschen. Insgesamt finden sich im menschlichen Magen-Darm-Trakt etwa 400 bis 500 verschiedene Arten, wobei es sich bei dem Großteil, nämlich 85 Prozent um „gute“, also nützliche Mikroorganismen und bei etwa 15 Prozent um „schlechte“, also pathogene bzw. toxische Mikroorganismen handelt.

Zur Klassifikation als Probiotikum müssen exakt definierte Kriterien erfüllt werden. So muss es sich bei den Mikroorganismen um natürliche und nicht pathogene Bestandteile der Darmflora handeln. Zudem muss eine Vermehrung der Mikroorganismen im Darm möglich sein. Zu den bekanntesten Lakto- und Bifidobakterien zählen die folgenden:

  • Lactobacillus acidophilus
  • Lactobacillus casei
  • Lactobacillus gasseri
  • Lactobacillus rhamnosus
  • Bifidobacterium animalis subsp. lactis
  • Bifidobacterium bifidum

In welchen Lebensmitteln sind Probiotika enthalten?

probiotische Lebensmittel

De facto gibt es eine Vielzahl von Lebensmitteln, in welchen probiotische Mikroorganismen auf natürliche Art und Weise enthalten sind. Zahlreiche dieser Lebensmittel nehmen Sie zudem täglich zu sich. Problematisch ist jedoch, dass nur eine geringe Anzahl der Bakterien auch tatsächlich die Passage durch den Magen überlebt und im Darm ankommt. Möchten Sie dennoch Lebensmittel zu sich nehmen, die Probiotika enthalten sollten Sie die folgenden Produkte bzw. Speisen zu sich nehmen:

  • Käse
  • Naturjoghurt
  • Käse
  • Saure Gurken
  • Sauerkraut
  • milchsauer vergorene Oliven
  • Kombucha

Anzumerken ist zudem, dass von der Nahrungsmittelindustrie vorrangig die folgenden Mikroorganismen eingesetzt werden:

Lactobacillus casei, Lactobacillus acidophilus und Bifidobacterium bifidum. Der Grund ist ebenso simpel wie einleuchtend, denn bei den genannten Arten handelt es sich um apathogene Mikroorganismen, die kein Risiko für die menschliche Gesundheit birgen (siehe auch Wikipedia: Pathogen und apathogen).

Was ist der Unterschied zwischen Probiotika und Präbiotika?

Wie bereits erläutert, werden unter dem Begriff „Probiotika“ bestimmte lebende oder aber lebensfähige Mikroorganismen zusammengefasst, genug Widerstandsfähigkeit aufweisen, um die Passage, d. h. den Verdauungsprozess, in Magen und Dünndarm zu überleben uns in einer ausreichenden Menge in den Dickdarm zu gelangen.

In der Regel weisen probiotische Bakterienstämme die folgenden Charakteristika auf:

  • Probiotische Mikroorganismen sind in der Lage organische Säuren wie beispielsweise Milchsäure zu produzieren, wodurch der pH-Wert im Darm gesenkt wird. Hierdurch kommt es wiederum zu einer positiven Beeinflussung der enzymatischen Aktivität der Darmflora und einer Verminderung der Freisetzung von Substanzen, die krebserregend sind.
  • Probiotische Mikroorganismen sind außerdem in der Lage, antibiotisch wirkende Substanzen, welche für die Hemmung des Wachstums toxischer Bakterienarten verantwortlich sind, zu synthetisieren.
  • Und letztlich sind probiotische Mikroorganismen in der Lage, das Immunsystem zu stimulieren. Dabei treiben sie vor allem die IgA-Antikörper-Synthese voran und sorgen für eine Verminderung der Darmwanddurchlässigkeit für Nahrungsmittelallergene.

In Abhängigkeit der jeweiligen Bakterienart ist es möglich, dass durch die Einnahme von Probiotika die Stuhlfrequenz erhöht und zugleich eine bessere Stuhlkonsistenz erreicht wird. Darüber hinaus können Probiotika die Darmtransitzeit beschleunigen. Auch existieren Hinweise darauf, dass durch die regelmäßige Einnahme von Probiotika das Darmkrebsrisiko gesenkt und die Immunabwehr gestärkt wird. Wie bereits erläutert finden sich Probiotika in verschiedenen Lebensmitteln wie Milcherzeugnissen, Joghurt oder Müsli usw. Daneben existiert eine Vielzahl von probiotischen Nahrungsergänzungsmitteln, wobei diesbezüglich differente Bakterienarten zum Einsatz kommen können und abhängig von der intendierten Wirkung variieren.

Der Begriff „Präbiotika“ bezeichnet dagegen bestimmte unverdauliche Ballaststoffe wie beispielsweise Inulin, Oligosaccharide sowie weitere Fructooligosaccharide, welche im Allgemeinen aus pflanzlichen Nahrungsmitteln wie beispielsweise Zwiebeln, Spargel, Chicorée oder Getreide gewonnen werden. Ebenso wie Probiotika werden auch Präbiotika bestimmten Lebensmittel zugesetzt, wobei sie den Bakterien im Darm als fermentierbare Substrate zur Verfügung stehen. Auf diese Weise kann das Wachstum von bestimmten Mikroorganismen wie beispielsweise Bifidusbakterien Darm spezifisch gefördert werden. Letztlich sollen hierdurch gesundheitsfördernde, positive Wirkungen erzielt werden.

Grundsätzlich weisen Präbiotika die folgende Wirkungsweise auf:

  • Sowohl Oligosaccharide als auch resistente Stärke können durch Fermentierung zu kurzkettigen Fettsäuren abgebaut werden. Auf diese Weise wird das Darmmilieu saurer und Bifidusbakterien können besser wachsen.
  • Aus dem verstärken Wachstums der Bakterien resultiert eine Erhöhung der Stuhlfrequenz. Zudem hat der niedrigere pH-Wert einen vorteilhaften Effekt auf die Mineralstoffabsorption, d.h. beispielsweise von Magnesium oder Kalzium.

Durch differente wissenschaftliche Studien wurde bereits belegt, dass durch Pro- und Präbiotika die folgenden Effekte erzielt werden können:

  • Linderung der Symptomatik bei Laktoseintoleranz
  • Linderung von Durchfällen, deren Verursacher Rotaviren sind
  • Verkürzung von Durchfälle nach der Einnahme von Antibiotika
  • Verminderung von unerwünschten und krebsfördernden Produkten in der Darmflora

Wie Sie sehen, handelt es sich bei Pro- und Präbiotika um zwei grundsätzlich verschiedene Dinge. Nichtsdestotrotz wirken Pro- und Präbiotika gemeinsam, dies vor allem dadurch, dass Präbiotika den Probiotika als Nahrung dienen. Ipso facto werden durch den Verzehr von Präbiotika das Wachstum und die Vermehrung von probiotischen Mikroorganismen gesteigert. Auf diese Weise kommt es zu einer Stabilisierung der Darmflora.

praebiotische Lebensmittel

Als Präbiotische Lebensmittel gelten dabei die Folgenden.

  • Bananen,
  • Haferflocken
  • Artischocken
  • Chicorée und Lauch
  • Zwiebeln
  • Spargel & Schwarzwurzeln
  • Pastinaken & Topinambur

Wie und wann wirken Probiotika?

Durch die Einnahme von Probiotika kommt es zu einer Unterstützung der Ansiedlung von nützlichen Darmbakterien. Besteht beispielsweise eine akute Darminfektion, ist das Gleichgewicht der Darmflora gestört und es befinden sich nicht mehr nur 15 Prozent pathogener Bakterien im Darm, sondern eine höhere Menge. Um die Darmflora wieder ins Gleichgewicht zu bringen und die toxischen Bakterien wieder zurückzudrängen und ist es sinnvoll durch das Zuführen von probiotischen Mikroorganismen eine Vermehrung nützlicher Darmbakterien herbeizuführen.

Wann genau nach der Einnahme eines probiotischen Präparats bei einer Darminfektion mit einer Wirkung zu rechnen ist, hängt von differenten Faktoren ab. Einerseits ist die Art der Bakterienstämme, die im Präparat enthalten sind, von Relevanz, andererseits natürlich auch deren Anzahl. Allerdings konnte durch klinische Studien belegt werden, dass die Dauer von Durchfallinfektionen durch die gezielte Einnahme von probiotischen Mikroorganismen im Durchschnitt um einen Tag reduziert werden kann (Probiotics Reduce the Risk of Antibiotic-Associated Diarrhea in Adults[…], Probiotics for the prevention of pediatric antibiotic‐associated diarrhea). Zudem zeigen klinische Untersuchungen, dass das Risiko nach der Einnahme von Antibiotika an Durchfall zu erkranken, durch Zufuhr von Probiotika vermindert werden kann.

Wie lange sollten Probiotika eingenommen werden?

Hierzu gibt es widersprüchliche Aussage. Einerseits gibt es Untersuchungen, die darauf hinweisen, dass eine positive Wirkung probiotischer Mikroorganismen nur dann garantiert ist, wenn die Probiotika täglich eingenommen werden. Gleichzeitig haben namhafte Ernährungswissenschaftler bereits davor gewarnt, probiotische Nahrungsergänzungsmittel unkontrolliert und leichtsinnig zu verzehren. Sie empfehlen eine langfristige Einnahme probiotischer Mikroorganismen ausschließlich dann, wenn dies unter ärztlicher Kontrolle geschieht. Folgt man Expertenaussagen, kann durch eine übermäßige Einnahme von Probiotika eine vorher gesunde Darmflora auch gestört werden und in ein Ungleichgewicht geraten.

Patienten, die unter akuten Problemen mit ihrer Verdauung oder anderweitigen Darmbeschwerden leiden, erhalten vom Arzt in der Regel hochdosierte probiotische Arzneimittel, welche sie für einen bestimmten Zeitraum, mindestens jedoch bis zum Abklingen ihrer Beschwerden, teilweise allerdings auch noch länger einnehmen müssen.

Tipp: Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob Sie bei den bestehenden Darmbeschwerden bzw. der vorliegenden Symptomatik probiotische Nahrungsergänzungsmittel einnehmen sollten, konsultieren Sie entweder einen speziell ausgebildeten Ernährungsberater oder aber einen Mediziner.

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Georg Siebers
Georg schreibt und überprüft evidenzbasierte Inhalte zu Gesundheit, Fitness und Nahrungsergänzungsmitteln. Die Recherche und Überprüfung von Fakten mithilfe neuester und anerkannter Publikationen gehören bei seiner Arbeit seit etlichen Jahren dazu. Er ist nicht nur vertraut mit der Analyse von Primärquellen, sondern kann auch die Seriosität von wissenschaftlichen Arbeiten zuverlässig beurteilen. Georg arbeitet zudem mit Ernährungsberatern, Wissenschaftlern und Fitnessexperten zusammen, um Inhalte zu kreieren, die dem höchsten journalistischen Standard entsprechen. Erfahren Sie mehr über unsere redaktionelle Vorgehensweise.